Zum Schwarzastausee
Zum Schwarzastausee

Zum Schwarzastausee

Der Wetterbericht hatte recht. Es ist heute wolkig und deutlich kälter als die Tage davor. Es könnte heute sogar noch zum Regnen kommen. Nichtsdestotrotz sattelte ich Schusters Rappen und zog gleich nach dem Frühstück um 9.00 Uhr freudig los mit Ziel Schwarzastausee. Gleich am Ortsrand begegneten mir Äffle und Pferdle (zwei schwäbisch sprechende Zeichentrickfiguren, die 1960 – 1999 zwischen Werbeblocks geschalten wurden) beim Tanken ihres Traktors. Die Beiden stammen sicher noch von einem der Strohskulpuren-Wettbewerbe und sahen sicher schon mal besser aus. Aber ein tolles Fotomotiv sind sie trotzdem noch.

Beim Blick zurück zum Ort sah ich einen Vogel auf einem Pfosten sitzen. Er war rötlich braun und saß lange genug still, dass ich das Fernglas zücken konnte. Beim genaueren Hinsehen konnte ich ihn identifizieren. Es war ein Neuntöter, der hier eine kurze Rast einlegte.

Höchenschwand liegt auf einem Höhenrücken (1015 Meter über dem Meer) und so muss man, egal wohin, immer bergab gehen. Na, der Heimweg wird sicherlich anstrengend, dafür läuft es jetzt gemütlich. Mein erstes Ziel auf der Wanderung ist der Drehhäuser Weiher. Dies ist eine kleine Wasserstelle, nicht all zu tief, aber mit klarem Wasser gefüllt. Nett anzusehen, aber für eine Rast ist es noch zu früh.

Weiter geht´s. Hoppla, hier wäre ich fast falsch gegangen. Ist das euer Ernst? Soll ich den schönen, breiten und befestigten Weg wirklich verlassen? Ja, meine Wanderkarte bestätigt es. Also ab ins Gebüsch.

Am nächsten Halt sah ich mal lieber an meinen Hosenbeinen runter und musste leider feststellen, dass es auch hier auf 1000 Höhenmetern Zecken gibt. Nach jedem Stück Weg auf schmalen Pfaden suchte ich meine helle Hose nach den Biestern ab und jedes Mal krabbelten mehrere dieser lästigen Blutsauger auf mir rum. Grrr.

Das nächste angekündigte Highlight war die Gletschermoräne. Na ja. Ein Wahnsinns Highlight war es nicht. Solche felsigen Hänge finden sich auch anderswo.

Weiter zum Eisloch. Dies war schon faszinierender. Laut Schild daneben gibt es im Schwarzwald auch jetzt noch Höhlen, in denen das ganze Jahr über Eis vorkommt. Das Naturphänomen kommt scheinbar noch aus der Zeit, als die ganze Region unter Meterhohen Gletschern lag. Aus diesem Loch in der Hügelwand kam tatsächlich ein kalter Luftzug raus. Kalte Luft lässt sich nur leider nicht mit einem Foto festhalten.

Um auf den Hauptweg zu gelangen, musste ich wieder einen schmalen, fasts zugewachsenen Pfad nehmen. Danach liefen die blöden Spinnenviecher wieder auf meiner Hose rum.

Schwarzastausee

Nach ein paar Metern auf einer Autostraße verlief mein Wanderweg über die Mauerkrone der Schwarzatalsperre. Der entstandene See wird als Wasserspeicher eines Pumpspeicherkraftwerks genutzt. Die Wassermassen fallen vom Schluchsee über mehrere Stufen bis nach Waldshut runter und werden als Speicher zum Teil wieder hochgepumpt.

Nun musste ich mich entscheiden, ob ich wirklich die 20 Kilometer machen will oder lieber auf der Straße bleibe und zurück Richtung Höchenschwand gehe. Wenn ich meine Wanderkarte richtig interpretiere, müsste es später nochmals eine Möglichkeit zum Flussqueren geben, außerdem sagt das Schild, dass es bis zur Kehre in Leinegg nur 5,5 Kilometer sein soll. Also entschied ich mich die paar Kilometer noch zu gehen und dann die 600 Höhenmeter zurück in Angriff zu nehmen. Falls das Wetter doch nicht halten sollte, kann ich ja vorher die Seite wechseln und bergauf gehen.

Auf der anderen Seite der Schwarza verlief mein Weg noch einsamer als zuvor. Bisher sind mir nur 2 Paare mit Hund und ein Paar mit Brennholz begegnet. So gefällt es mir; da hab ich die Natur für mich allein. Dieser Bereich des Schwarzwalds ist ein großes Biosphärenschutzgebiet mit einem Bannwald. Das bedeutet, dass sich niemand um die Bäume kümmert. Was umfällt bleibt liegen. Na, hoffentlich nicht ich.

Auf dem nächsten Wegweiser, einige Kilometer weiter, stand Leinegg mit 6 Kilometern dran. Was ist denn da los?

Schwarza

Die Schwarza begleitet mich über eine lange Strecke hinweg und wird immer lebhafter. Auch die gegenüberliegenden Hänge sind sehr nass. Hier tropft es stetig vor sich hin.

Die Schmetterlinge scheinen sich an dem kostbaren Nass und den Wiesenpflanzen zu erfreuen und ich machte einige Bilder von den zarten Geschöpfen.

Als besagte Brücke kam, stand auf dem Wegweiser wieder 5,5 Kilometer. Ne, so ein Quatsch. Was soll ich nun machen?

Zuerst einmal den merkwürdigen Kasten an dem Rastplatz in Augenschein nehmen. Der sieht ja aus, wie eine Kuckucksuhr. Aha, das gehört zu einem Wandertagebuch, in dem man seine Touren abstempeln kann. In der Kuckucksuhr ist der Stempel und auf ihm der Kopf eines Geißleins.

Als ich überlege mein Vesper auszupacken, kommt ein Pärchen angeradelt, lädt ihren Hund aus und kommt über die Brücke auf meinen Rastplatz zu. Der Hund musste dann auf der Bank platznehmen und die Zweibeiner wollten Brotzeit machen. Da zog ich lieber weiter. Irgendwo wird es schon wieder eine Bank für mich geben.

Jetzt habe ich meine eigentliche Wanderroute entlang der Schwarza verlassen und folge einfach so den Wegen und Pfaden. Nun geht es stets bergauf, leider wieder auf stark bewachsenen, zum Teil von umgestürzten Bäumen versperrte Pfade. Puh, das geht hier aber steil hinauf und ich kam ganz gut ins Schnaufen. So langsam würde ich auch gerne Brotzeit machen, aber bei den Zecken überall möchte ich nicht in die Wiese sitzen und dann kam auch noch etwas Nasses von oben runter. Misst muss es jetzt auch noch zu Regnen beginnen?

An einem Hochsitz beschloss ich, dass ich da oben vor Achtbeinern und Regen geschützt Pause machen kann. Als ich so da oben saß, wunderte ich mich, dass ständig eine Wespe um mich rum war. Da kam mir die Erleuchtung, dass vielleicht irgendwo in der Nähe ein Wespennest sein könnte. Beim Blick rundherum konnte ich nichts erspähen. Aber leider musste ich dann genau unter meinem Po am Sitzbrett ein kleines Nest entdecken. Da kletterte ich wieder runter und setzte mich unten auf den Querbalken.

Zum Glück ließ der Regen wieder nach und ich konnte die restlichen Höhenmeter und Kilometer trocken zu Ende wandern. Bald hörte ich die Musik vom Sommertraum (Fest) aus dem Kurpark von Höchenschwand zu mir rüber wehen.

Am Ende war ich 5 Stunden unterwegs und lief 15 Kilometer, 600 Höhenmeter runter und wieder rauf.

Fotos zur Wanderung zum Schwarzastausee

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