Tom hat zurzeit geschäftlich in München zu tun und da ich im letzten Jahr zu viele Stunden angesammelt hatte nahm ich mir zwei Tage frei und begleitete ihn in diese Gegend. Ich habe mir für diese Zeit eine Wanderung vorgenommen. Leider waren die Wetterprognosen nicht ganz so bezaubernd, aber ich wollte unbedingt mal wieder eine Bergwanderung machen. Zuhause hatte ich mir schon eine nette Runde rausgesucht. Die “Genusstraumtour über die Huberspitz zur Grindelalm” sollte es werden https://www.outdooractive.com/en/route/hiking-route/tegernsee-schliersee/genusstraumtour-ueber-die-huberspitz-zur-gindelalm/1370717/. 12 Kilometer lang mit 600 Höhenmetern sollte machbar sein. Das ganze zwischen 700 und 1300 M.ü.M. gerade so für diese Jahreszeit tauglich.

Auf Web-Cams hatte ich gesehen, dass in der vorherigen Woche auf 1200 M.ü.M. noch Schnee lag. Ich hoffte, dass dieser mittlerweile etwas weniger geworden war.
Beim morgendlichen Blick aus dem Fenster konnte ich in der Ferne die verschneiten Berge der Alpen sehen. Laut Wetter-App lag die Regenwahrscheinlichkeit für heute zwischen 5% und 15%. Das Risiko fand ich gering genug und so zog ich mich warm an und fuhr Richtung Schliersee.
Als ich in Hausham auf dem Parkplatz ankam ging gerade ein heftiger Regenguss nieder. Diesen wartete ich brav im Auto ab und zog dann etwas verspätet los. Der Weg führte mich an der Schlierach, die im Moment viel Wasser führt, entlang.

Ein Gartenzaun erinnerte mich mit seinen „Latten“ an das Forsthaus Sattelbach in Thüringen. Bei dessen Anblick musste ich unwillkürlich lächeln und an die Zeit mit den Kids und Großeltern 2014 in Oberhof denken. Auch hier hat jemand aus alten Ski-Brettern einen Zaun gefertigt.

Kurz darauf verließ ich die Wohnsiedlung und kämpfte mich ab jetzt nur noch bergauf.

Recht schnell erreichte ich das Café Huberalm.

Von hier aus konnte ich noch ein paar Wolken in den Bergen ausmachen, die aber nicht mehr so bedrohlich aussahen.

Als ich in den Wald kam war der Weg nur eine Matschpiste. Wie kommt man hier einigermaßen sauber weiter? Jetzt nur nicht ausrutschen!

Als ich mich am Rand entlang kämpfte nahm ich im Dreck eine Bewegung wahr. Was war denn das? Hier läuft tatsächlich ein Feuersalamander entlang. So ein schönes großes Exemplar habe ich noch nie in freie Wildbahn entdeckt.

Nach einigen Höhenmetern kam ich doch tatsächlich ins Schwitzen und als eine Rasthütte kam machte ich Pause und zog die erste Schicht aus. Sogar die Sonne kam zum Vorschein, was aber durch den Bewuchs mit Fichten nicht sehr auffiel. Der Blick ins Tal auf den Ort Hausham war mit Sonnenlicht dafür besser als bei bewölktem Himmel. Die hohen Türme sind von einem Ölkraftwerk.

Da ich mich auf einem Naturlehrpfad befand, kamen immer wieder Stationen mit Rätseln, Hinweistafeln und Bänken. Diese waren aber durch den Niederschlag alle nass und nicht zum Verweilen geeignet. Die Rätsel fand ich ganz nett gemacht, für mich aber viel zu einfach.

Man beachte den Fuchs rechts unten auf der Tafel

Was meint ihr, welche Tiere sind hier gemeint? Kleiner Tipp: auf der zweiten Tafel geht es um dieses Tier

auf der ersten Tafel wird der Hirsch beschrieben.
Bei der nächsten Lichtung stand ich vor der Huber-Spitz, die im Sommer bewirtet wird.


Von hier konnte ich auf den Schliersee blicken und ein Foto mit Selbstauslöser machen.

Nach weiteren Kilometern, immer bergauf, kam ich an ein altes Bushaltestellenhäuschen. Was hat dies hier mitten im Nirgendwo in diesen Höhen zu suchen?

Soll ich hier ernsthaft auf ein öffentliches Verkehrsmittel warten? Sogar ein Fahrplan hängt aus. Doch bei näherer Betrachtung war mir schnell klar, dass man hier sicher länger steht und auf Anschluss wartet. Der Plan stammt noch aus dem Jahr 1990 und betrifft die Schiffe auf dem See. Die rechnen aber mit viel Hochwasser.

Also lieber auf Schusters Rappen selbst weiter gehen. Oder wer sich fit genug fühlt kann auch die Joggingstrecke nehmen.

Die spinnen, die Bayern.
Langsam wurden die Temperaturen kühler und ich merkte, dass ich sicher schon auf über 1000 Höhenmetern bin. An einem „Teich“ oder besser Pfütze, stand eine Bank an der Froschlaich klebte.

Wo kommt denn dieser her? Oha, da sind ja ganze Berge von dem Glibberzeug und Kröten tummeln sich hier. Und das alles bei diesen Temperaturen. Der Schnee kann hier noch nicht lange verschwunden sein.

So langsam meldete sich mein Bauch. Er wollte Nachschub an Energie haben. Irgendwann muss doch mal wieder ein Rastplatz, Hütte oder hoffentlich eine trockene Bank kommen. Noch ein paar Kilometer und Höhenmeter weiter kam eine kleine „Siedlung“ und die Sonne lache vom Himmel. Welch herrliches Zusammenspiel.

Da niemand anwesend war, machte ich die Gartentüre auf und setzte mich im Schutz einer Hütte auf eine Bank.

Zuerst war es noch warm genug, aber plötzlich verschwand die Sonne und es wurde schlafartig kälter und ich fror mir die Finger ans Vesper. Also alles packen und in Bewegung bleiben.

An Schneeresten ging es vorbei zur Gindelalm, die auf 1243m.ü.M. liegt.

Hier musste ich mich entscheiden, ob ich noch auf den nicht weit entfernten Aussichtspunkt, dem Gindelalmscheid, steigen will. Es wehte aber ein eisiger Wind. Ich war schon richtig durchgefroren. Im Windschutz einer Hütte versuchte ich die Lage zu überblicken. In welche Richtung geht es weiter, macht es Sinn noch weiterzugehen? Durchgefroren hier verweilen kam mir zu dämlich vor. Also lieber auf die Aussicht verzichten, macht bei Wolken eh keinen Sinn, und lieber wieder absteigen und warm werden. Kaum betrat ich den Weg, der mich zurück zum Starpunkt bringen sollte, fing es an zu Regnen. Zuerst kam nur ein leichter Nieselregen runter, der dann leider immer heftiger und mit kleinen weißen Tropfen nieder prasselte. Zum Glück kamen die alt vertrauten Fichten wieder, die mir etwas Schutz boten.

Mit jedem Höhenmeter den ich tiefer kam wurde es wärmer und als der Wind und der Regen nachließen konnte ich meine Wanderung wieder genießen und nach meinen geliebten Vögeln lauschen. Auch ein vorwitziges Eichhörnchen flitzte über den Weg und am nächsten Baumstamm hinauf. Von dort beobachtete der kleine Waldteufel mich bevor er weiter kraxelte.

Viel zu Schnell kam ich wieder ins Tal zurück. Dort blühten dann am Wegesrand Lungenkraut, Sumpfdotter- und Schlüsselblumen.

Nach 4 Stunden kam ich am Parkplatz wieder an.
Diese Wanderung hatte alles. Von Regen über Sonnenschein bis hin zu Schnee am Wegesrand. Temperaturen von 14°C im Tal und 3°C auf der Höhe sorgten für Schweiß und Gänsehaut. So früh im Jahr war ich noch nie auf Wanderschaft in den Bergen unterwegs. Aber auch diese Jahreszeit hat seinen Reiz. Man darf nur nicht unbedingt den Gipfel erzwingen wollen und man sollte ein Blick aufs Wetter haben.