Mittlerweile habe ich meinen freien Freitag zurück und nutze diesen für alles Mögliche aber auch speziell für Ausflüge ohne Tom.
2021 machte ich eine Wanderung von Meersburg nach Überlingen, nicht am Ufer entlang, sondern oberhalb durch die Wälder, wo man nicht so vielen Menschen begegnet und die Natur und die Aussicht auf den See allein genießen kann. Seit damals hatte ich mir vorgenommen die Wanderung fortzusetzten und den Überlinger See somit zu umrunden.
2022 war ich kurz davor, aber dann erkrankte meine Kollegin und ich hatte keinen freien Freitag mehr. Bis auf den einen, an dem ich unterhalb des Säntismassivs auf Wanderung war. https://ute-tom.de/ein-hut-auf-wanderschaft-in-appenzell-asserrohden/
Dieses Jahr wollte ich es nun unbedingt angehen. Leider hatte ich aber einige Termine freitags: Friseur, Hochzeit der Nichte, Arzttermine, Krankengymnastik u.v.m. So wurde aus dem geplanten Frühlingsspaziergang mit Blüte der Obstbäume eine schweißtreibende frühsommerliche Wanderung mit frisch gemähten Wiesen.
Der Tag begann mit einem Termin bei der Physiotherapie und wässern des Gartens. Danach fuhr ich mit meinem Roller / Motorrad nach Ludwigshafen (Bodman). Dort stellte ich mein Zweirad am Bahnhof bei den Fahrradständern ab. Nachdem ich mal in Konstanz einen Strafzettel wegen Falschparkers erhalten hatte auf dem stand ich solle in Zukunft an Fahrradständern parken, mach ich dies so. Meine Motorradkleidung packte ich in die Staufächer des Rollers, schulterte meinen Rucksack und zog um 10.00 Uhr los mit dem Ziel Überlingen.

Vom Bahnhof aus wollte ich erstmal am Ufer entlang zum Ortsausgang und dann fort von der Touristenstrecke am Steilufer hoch und dann zwischen Haldenhof – Sipplinger Berg und der Uferstraße durch mehrere Tobel zum Ziel Überlingen.
Die Uferpromenade in Ludwigshafen erstrahlte in der Sonne und ich freute mich am Narrenbrunnen der Seehasenzunft.

Hier machte ich ein Selfie, das ich einer Bekannten in Überlingen schickte und teilt ihr mit, dass ich heute meine Wanderung begonnen habe. Beim letzten Mal musste ich ihr kurzfristig absagen, da mir ein Zahn Probleme bereitete und ich die Wanderung nicht unternahm.
Der Künstler, Peter Lenk aus Bodman, hat auch in diesem Bodenseeort seine Spuren hinterlassen. Auch in Überlingen steht ein Kunstwerk von ihm https://ute-tom.com/blog/post/947311/bersee

Der See glänzte im Sonnenlicht und die Sicht aufs gegenüberliegende Ufer mit der Ruine Bodman und dem Frauenkloster war sehr schön. Ich genoss den einfachen Weg am Ufer entlang und beobachtete Schwäne und Hundebesitzer.
Am Ende von Ludwigshafen musste ich über die Bahngleise und den, von Radfahrern gut befahrenen, Uferweg und ab hier nur noch steil bergauf. Zuerst noch auf Asphalt an den Wohnhäusern entlang und dann ab in den schattigen Wald. Am Waldrand löschte ich den ersten Durst und versuchte eine Aufnahme mit Selbstauslöser zu machen.

Auf dem Bild seht ihr nicht nur eine schwitzende Ute, sondern auch von wo ich gestartet bin. Ein paar Höhenmeter habe ich hier schon bewältigt. In der grünen Hölle, fern der Zivilisation, konnte ich dem Vogelkonzert lauschen. Das Gezwitscher entsprach den Erwartungen. Von Mönchsgrasmücke mit ihrem an Kindergequatsche erinnerndem Gesang bis hin zu den facettenreichen Melodien der Singdrossel war alles dabei.

Der Weg wurde immer schmaler und zog sich an der Abbruchkante entlang. Hier kann man den Molasse Fels (Sandstein) schön sehen. Wegen dieser Schicht rutscht die Uferböschung gerne ab. So sind schon seit mehreren Jahren der Hödinger Tobel und die gegenüberliegende Marienschlucht wegen Erdrutschgefahr gesperrt.

Mein Plan auf ruhigen Pfaden zu gehen, ging voll auf. Ich begegnete niemanden. Aber dafür war der Weg auch an manchen Stellen zugewachsen und fast nicht mehr zu erkennen. Hier rief ich: „Hallo Zecken, macht euch bereit. Ich komme!“

Den ersten Tobel erreichte ich gegen Mittag. Auf der einen Seite des Bachs musste ich mich noch auf schmalem Pfad durch das Unterholz bergab kämpfen und auf der anderen verlief ein breiter Waldweg bergauf.

Nun musste ich die verlorenen Höhenmeter wieder wettmachen. Das ist der große Nachteil daran, wenn man durch Schluchten gehen will. In diesem Teil des Waldes fahren wohl viele Mountainbiker herum. Dies konnte ich anhand der Spuren auf der Strecke ablesen.

Kurz vor dem Gasthaus „Haldenhof“ hatte ich die erste schöne Aussicht auf den Überlinger See und meinem Startpunkt Ludwigshafen.

Im Biergarten der Wirtschaft waren schon viele Zweibeiner, die auf ihr Mittagessen warteten.

Durch Google-Bewertungen und eigener Erfahrung wusste ich schon, dass ich hier nicht warten möchte. Tobias und ich fahren hier öfters mal mit den Motorrädern her. Die Strecke hinauf verläuft in vielen Serpentinen, was dem jungen Mann immer wieder Spaß macht. Der Bereich des Haldenhofs liegt direkt am Abhang zum See hinunter, die Aussicht ist nicht verbaut und nur ab und zu steht ein Baum im weg.

Auf der bisherigen Strecke war ich sehr einsam und alleine unterwegs aber hier herrscht viel Trubel. Auf meinem weiteren Weg, der nun gut ausgebaut ist, kamen mir viele Pärchen entgegen und ein Großelternpaar mit ihren Enkeln konnte ich überholten.
Meine Bekannte aus Überlingen meldete sich, wo ich denn nun nach 2 ½ Stunden stecken würde. Sie würde mich gerne in Überlingen zu einem Kaffee, Kuchen und Eis zu sich einladen. Oh jeh. Ich bin doch gefühlt noch bei Ludwigshafen. Überlingen ist noch weit. Wir vereinbarten, dass ich ihr bescheid gebe, wenn ich bei Hödingen bin.

Oberhalb der Abbruchkannte stehen viele Obstbäume, die im Frühling während der Blüte sicher bezaubernd aussehen und großartige Motive für Aufnahmen mit dem See im Hintergrund bieten. Jetzt versperren sie höchstens die Sicht und die Wiesen drumherum wurden gerade erst frisch gemäht und die Pollen kitzeln in der Nase.

Auf einer Bank mit Sicht auf den See und Schatten machte ich meine zweite Rast für heute. Die Sonne hat im Moment eine Kraft, die an Hochsommer erinnert. Zum Glück habe ich heute früh noch an die Sonnencreme und an den Hut gedacht.

Frisch gestärkt geht es weiter in den Hödinger Tobel, der mir schon mehrmals empfohlen wurde. Leider ist ein Teil wegen Erdrutschgefahr gesperrt. Aber ich hatte Glück, den Abschnitt, den ich gehen wollte, ist passierbar.

Hier ist es kühler und der Bach erfrischt die Luft aber irgendwo in der Nähe muss eine Baustelle sein. Ständig hörte ich Baumaschinen und keine Vögel. Als ich dann aus der Schlucht rauskam befand ich mich direkt am Ortsrand von Hödingen. Kein Wunder, dass ich auf der Strecke die Geräuschkulisse der Zivilisation hörte. Der Ort ist größer und schöner als ich dachte. Sogar eine Grundschule gibt es hier.

Als ich an einem Hof-Café vorbeikam, dachte ich, wenn ich jetzt nicht schon eine Einladung zum Kaffee hätte, würde ich hier „auftanken“. So musste ich noch etwas aushalten und durch heiße Hausschluchten und asphaltierte Straßen gehen. Zu meiner Erheiterung kam ich an diesem Brunnen vorbei. Was macht denn ein Delphin hier am Bodensee?

Nach dem Ort öffnete sich wieder die Aussicht auf Überlingen, die Fähre Meersburg – Konstanz und die Mainau. Ganz weit in der Ferne konnte ich die Alpen im Dunst erahnen.

Nun informierte ich die Freundin, wo ich stecke, und sie antwortete, dass sie sich auf den Weg macht, mich einzusammeln. Auf der offenen Fläche war es unerträglich heiß und ich freute mich über jeden Schatten, den ich finden konnte.

Im Schatten dieser riesigen Buche konnte ich beim Fotografieren des Wegkreuzes durchschnaufen.

Nun ging es über eine gemähte Wiese bergab zum Schloss Spezgart, das eine Außenstelle des Internats Salem ist.

Jetzt noch durch den Spezgarter Tobel und ich habe es fast geschafft. Auch dieser Tobel ist sehenswert.

Im Frühling muss es hier sehr nach Bärlauch riechen.

Der ganze Hang ist mit seinen welkenden Blättern und Blütenständen überzogen.
Der Rest der Wanderung war dann sehr eintönig. Mein Ziel war nur noch der Treffpunkt am Helios-Spital oberhalb von Überlingen und der versprochene Kaffee.

Nach Beerentörtchen, Kaffee und einem ausgiebigen Plausch brachte mich mein Gastgeber zum Bahnhof Überlingen mit Blick auf den Rosenobelturm. Von hieraus nahm ich den Zug zurück nach Ludwigshafen.

Um 18.00 Uhr kam ich bei meinem Töff wieder an. Während ich mich in die Motorradkleidung schmiss sprach mich ein Mann an. Ob ich von hier sei und warum ich ausgerechnet hier parke. Ich solle doch bitte in Zukunft nicht hier meinen Roller abstellen. Er vermiete Fahrräder und ich würde mit meinem Zweirad seine Zufahrt blockieren. Ich versprach, dass ich nicht mehr hier parken werde und seinen Wunsch beachten würde. Als ich ihm dann von meinem Konstanzer Strafzettel und dem Hinweis erzählte, meinte er nur, dass die Konstanzer doch dumm seien. So was wäre doch blöd.

Heute war ich 18 Kilometer mit vielen Höhenmetern unterwegs.

Die UV-Strahlung, die Hitze und das ständige Bergauf Bergab haben mich doch mehr angestrengt als ich dachte. Aber ich bin stolz auf mich mein Zeil erreicht zu haben. Nun habe ich den Überlinger See von Meersburg bis Konstanz auf Schusters Rappen in mehreren Etappen umrundet.