Maiwanderung mit Kultur und Picknick
Maiwanderung mit Kultur und Picknick

Maiwanderung mit Kultur und Picknick

Der erste Mai ist auch in Griechenland ein Feiertag, aber da er dieses Jahr in die Karwoche fällt, wurde er zu einem beweglichen Feiertag. Das bedeutet, dass ein Teil der arbeitenden Bevölkerung frei hat (auch die Schüler) und der andere Teil den Feiertag nach Ostern bekommt. Unser Reisemanager rechnete mit vielen Leuten an den Hot-Spots der Insel (es wurden 3-4 Kreuzfahrtschiffe erwartet) und so wurde unser Ausflugsplan wieder abgeändert. Wir unternahmen das, was auf unserem Programm für den 2. Mai geplant war. Die Gruppe ist zum Glück so flexibel, dass es keine Widersprüche gab.

Unser Bus stand wie schon an den vorherigen Tagen im Hafen und hat uns in Empfang genommen. Als alle im Bus saßen, fuhren wir eine Stunde Richtung Süden in den 40 Kilometer von Rhodos Stadt entfernten Ort Eleousa. Der Ort ist noch sehr jung, er wurde 1935 in der italienischen Besatzungszeit erbaut. Nach dem zweiten Weltkrieg, 1947 wurde die Siedlung von der Bevölkerung verlassen, aber ein Sanatorium für Tuberkulosekranke, das bis 1970 betrieben wurde, entstand. Das Klima war nicht sehr gut für Lungenerkrankungen, aber hier waren die Patienten von der Umwelt abgeschieden und konnten keinen anstecken. Das Gebäude ist leider am Zerfallen.

Die orthodoxe Kirche wurde zur katholischen umfunktioniert und erstrahlt neben dem Sanatorium.

Seit den Bränden letztes Jahr wurde die Feuerwehr aufgestockt und weiter ausgebaut. Jetzt gibt es mehr Feuerwehrmänner, Drohnen und Hubschrauber zur Brandbekämpfung. Leider fiel auch dieses Jahr in den Wintermonaten zu wenig Regen und die Vegetation ist schon jetzt sehr trocken; es wird wieder mit Bränden gerechnet.

Unser nächster Halt ist dann auch der Startpunkt unserer heutigen Wanderung; aber bevor es losgeht, besichtigten wir noch die kleine byzantinische Kirche Agios Nikolaos Funtukli aus dem 15. Jahrhundert, die im Vierkonchenbau errichtet wurde.

Nikos erklärte uns die vielen Wandbilder und was man daraus alles herauslesen kann. Dieses winzige Gotteshaus wurde vermutlich errichtet von den Eltern zu Ehren dreier ihrer Kinder, die an einer Seuche verstarben. Das älteste der Kinder hieß Nicolaus und gab der Kirche seinen Namen.

Nun ging es auf Schusters Rappen auf einem breiten, geschotterten Weg vorwiegend bergab um den dritthöchsten Berg, dem Profitis Ilias, entlang.

Auf sonnigen Pfaden ging es zügig voran und wir kamen gut ins Schwitzen.

Wir kamen durch Olivenhaine, die zwar geblüht, aber keine Früchte ausgebildet hatten. Auch dieses Jahr wird es eine kleine Ernte geben.

Unterwegs pflückten wir Origano für das spätere Picknick, das Nikos mit seiner Frau Anna und seinem jüngsten Sohn für uns geplant hat. Unterwegs entdeckten wir merkwürdig aussehende Pflanzen, die dazu auch noch widerlich rochen.

Es ist ein Aronstabgewächs und heißt gemeiner Schlangenwurz. Mit seinem Geruch lockt er Fliegen an, die in die trichterförmige Blüte kriechen. Sobald die Pflanze das Kitzeln des Insekts wahrnimmt, verschließt sie sich und die Fliege krabbelt darin umher und bestäubt in seiner Panik die Blüte. Am nächsten Tag öffnet sie sich wieder und entlässt das Insekt in die Freiheit.

Kurz vor dem nächsten Ort kreuzte ein Bach unseren Weg und wir mussten auf einem kleinen Steg darüber hinweg balancieren.

Direkt am Ortsrand kamen wir durch eine Citrusplantage. Der Besitzer war gerade mit der Ernte der Zitronen beschäftigt und machte die Früchte für den Transport fertig.

Zwischen den Orangen- und Zitronenbäumen standen auch Granatapfelbäume, die mit ihren orangefarbenen Blüten für besondere Farbtupfer sorgten.

Der Bus erwartete uns verschwitzten Wanderer und brachte uns zurück zum Ausgangspunkt, wo Nikos Familie schon das Picknick für uns vorbereitet hatte.

Oh, das sah herrlich aus. So viele Leckereien im Schatten von Olivenbäumen präsentiert. Und, es sah nicht nur super aus, es war auch superlecker. Danke an die fleißige Ehefrau, die sich vermutlich länger in der Küche aufgehalten hat, als es vielen von uns bewusst ist. Da gehört viel Vorbereitung mit Einkaufen, Vorbestellen und Zubereiten dazu. Ein ganz herzliches Dankeschön an Nikos Ehefrau und Sohn an dieser Stelle! Die ganze Gruppe genoss die Zeit hier im Schatten sitzend, Ouzo und Retsina (ein geharzter Wein) trinkend in anregende Gespräche vertieft. Die Bäuche wurden immer dicker und ich fühlte mich wie Max und Moritz nach ihrem zweiten Streich, als sie die Hühner von Witwe Bolte verspeist hatten.

Nachdem der Bus uns im Hotel abgeliefert hatte, gingen wir beiden eine Runde im Pool schwimmen. Dieser ist aber nicht beheizt und noch etwas kühl. Dazu kam noch, dass bisher immer ein kühler Wind pfiff. Zum Aufwärmen gönnten wir uns dann noch eine warme Dusche.

Am Abend trafen wir in der Hotelbar drei der vier Single-Reisenden und quatschen über dies und das. Irgendwann kamen wir auf Hotelbetten und ihre Ausstattung zu sprechen. Tom berichtete, dass er schon einmal in einem anderen Hotel 12 Kissen darin vorgefunden hatte. Ich meinte, dass die hiesigen Betten ein großes „Gräbele“ haben (es sind zwei einzelne Betten, die gerne auseinander rutschen). Den Begriff fand unsere Kölnerin so spaßig, dass er bis zum Ende unseres Urlaubs noch öfters über ihre Lippen kam. Ihr war bisher kein Begriff für die Ritze zwischen den beiden Matratzen eines Doppelbettes bekannt. Im kölschen Dialekt klingt „Graben“ auch etwas derb 😉

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