Abenteuerliche Felsenweg-Wanderung
Abenteuerliche Felsenweg-Wanderung

Abenteuerliche Felsenweg-Wanderung

Mein Aufenthalt in Höchenschwand geht langsam zu Ende und so wird das meine Abschiedswanderung werden. Fürs Mittagessen habe ich mich schon abgemeldet, dann habe ich lange genug Zeit und kann alles erkunden und muss nicht hetzen. Um an den Startpunkt der Felsenweg-Wanderung zu kommen, muss ich zuerst durch den kleinen Ort Höchenschwand gehen.

Noch an der Klinik hat mich eine Freundin beim Losgehen fotografiert. Beim Kurpark schaute ich schnell noch auf ein Thermometer,

aber den Wert nehme ich dem antiken Teil nicht ab.

Beim Blick zurück sieht man den Rothaus-Zäpfle-Turm und den Kirchturm (meinem Startpunkt).

Am Kreuzstein beginnen gleich mehrere Wanderwege. Mein Felsenweg führt die ersten Kilometer auf dem Wolfssteig entlang und ich sehe schon die ersten Informationstafeln zum Thema Wolf.

Hoppla, da hat ein Motorsägenkünstler gewerkelt. Ich bin immer wieder fasziniert, was die Leute mit diesem groben Werkzeug alles schaffen können.

Nach ein paar Metern tauche ich schon in eine Wildnis ein, die mich sogleich entschleunigt. Gestern hat es am Nachmittag geregnet und dadurch ist alles saftig grün und die Luft ist angenehm kühl hier im Schatten der großen Bäume.

Der Weg ist abschüssig, unbefestigt, mit Wurzelwerk durchzogen und zum Teil auch von Himbeer- und Brombeerranken überwuchert.

Deshalb muss ich mich auf meine Schritte konzentrieren, aber sobald ich meinen Blick hebe, fällt mir schon wieder etwas auf, das ich unbedingt fotografieren möchte.

Hoffentlich sammle ich nicht allzu viele Zecken ein. Als ich mal wieder anhalte, um die Natur abzulichten kommt ein Pärchen an mir vorbei. Wir grüßen uns freundlich und ich sage so zum Spaß: „Oh, ich lass euch gerne vor. Dann könnt ihr schon mal die Zecken einsammeln und ich bekomme weniger ab.“ Die beiden haben sich etwas irritiert angesehen und von Kopf bis Fuß gemustert. Ich musste feststellen, dass sie nicht gerade sehr gut auf den Weg vorbereitet waren. Sie trug Hotpants und Sandalen, er kurze Hosen und Flip flops an den Füßen. Sind die wahnsinnig? In der Wegbeschreibung steht, dass der Felsenweg anspruchsvoll ist, man festes Schuhwerk anziehen und man schwindelfrei sein soll. Ich persönlich hatte ja schon Bedenken, ob der Weg nach dem Regen überhaupt zu begehen ist.

Mir gefiel bis hierher die Felsenweg-Wanderung sehr gut. Auf dieser Lichtung konnte ich viele verschiedene Vögel hören und es war ansonsten mucksmäuschenstill. Ich habe euch einen Screenshot von meiner Vogelbestimmung (ich nutze die „Merlin-App“) eingepflegt.

Viele von euch kennen die Vogelnamen vermutlich nicht und wissen auch nicht, wie die gefiederten Gesellen singen. Nehmt euch doch mal bewusst Zeit und lauscht in die Natur. Ihr werdet überrascht sein, was ihr da so alles hören könnt.

Als ich in den Bannwald eindrang, wurde der Weg langsam immer abenteuerlicher. Der Wald soll wieder zu einem Urwald werden, deshalb soll man besonders achtsam sein. Nun musste ich doch sehr auf meine Schritte achten und möglichst nicht ins Stolpern kommen.

Für mehr Sicherheit wurden sogar Stahlseile an der Felswand montiert und ganz schmale Stellen wurden mit Stegen verbreitert.

Das Tal, in das ich jetzt blicken kann, ist das Schwarzatal in dem ich vor 2 Wochen unterwegs war. Unter mir kann ich das Kraftwerk Eichholz liegen sehen. Es geht ganz schön steil bergab. Nur nicht stolpern oder abrutschen.

Als mir die Ausschicht ins Tal wieder durch die Bäume erschwert wird, wird der Weg von Felsbrocken versperrt. Diese werden von Moosen überzogen, die nach dem Regen der letzten Tage saftig grün sind. Vermutlich heißt der Weg deshalb Felsenweg. Ein paar Meter weiter habe ich das Gefühl in Neuseeland zu sein. In der Klamm, vor der ich stehe, rauscht ein Bächlein den Hang hinunter und Farne wachsen riesig in die Höhe. Ein Brunnen wird aus dieser Quelle gespeist und ich kann meine Hände und Arme darin abkühlen.

Das passt super, da kurz darauf ein Rastplatz kommt. Na ja, zur Pause lädt er dann doch nicht ein. Bank und Tisch sind feucht und mit Moos überzogen und in der Schutzhütte haben Wanderer ihren Müll (in einem Sack) hinterlassen. Was haben die gedacht? Hier kommt sicher kein Müllmann vorbei und räumt denen ihren Dreck weg.

Am nächsten Aussichtpunkt steht aber eine Bank nur für mich. Hier werde ich eine Rast einlegen und den Blick in die Ferne schweifen lassen, während ich mein Vesper verdrücke.

Beim Weitergehen höre ich merkwürdige Geräusche; von einem Tier? Irgendwann denke ich, dass das sicherlich Menschen sind und kurz darauf fällt mir ein, dass es ja den Wolfspfad gibt und dies bestimmt irgendwelche Kinder oder ihre Eltern sind, die sich als Wolf versuchen. Ein paar Meter weiter trifft der Felsenweg dann auch auf den Wolfspfad und mehrere Familien drängen sich mit Kinderwagen auf meiner Strecke.

Mist, die unterhalten sich so laut, da werde ich keinen Vogel hören können. Zuerst blieb ich stehen und trank aus meiner Flasche in der Hoffnung, dass sie dann weitgenug entfernt sind. Aber sie laufen nur langsam vorwärts und so stehe ich kurze Zeit später wieder hinter ihnen und komme nicht vorbei, Kinderwagen zu breit oder Pfad zu schmal.

An der nächsten Infotafel zum Thema Wolf blieben sie zum Glück stehen und ich konnte dann doch noch bequem überholen. Ob sie diese witzigen Figürchen im Wald entdeckt haben?

An der Wolfshütte gibt es für die Kinder nochmals viel zum Thema Wolf und Tiere des Waldes. In einer Sandbecken kann man Pfotenabdrücke stempeln und raten was für ein Tier dies ist. Bei der Hütte direkt sind Picknicktische und auf einem ist für eine Wolfsfamilie eingedeckt. Auf den Tellern lagen je nach Alter des Tiers die entsprechende Portion Fleisch. An einem anderen Tisch liegt ein Wolfsmärchenbuch aus, aus dem die Eltern vorlesen können.

Leider muss ich ab hier alles wieder nach Höchenschwand bergauf wandern und das auf einem breiten, langweiligen Weg, der dann auch noch viele Kilometer in der Sonne verläuft.

Er zieht sich auf Asphalt durch reife Getreidefelder nur die Blumen und die Schmetterlinge sorgen für Abwechslung.

Als ich mich total verschwitzt umdrehe sehe ich das Bergpanorama der Schweiz am Horizont und die Dampfsäule vom nahen Kernkraftwerk.

Ich quäle mich den Berg hinauf, immer mit dem Gedanken: „In dem Ort da vorne gibt es eine Wirtschaft! Da trink ich ein kaltes Apfelschorle oder ich esse ein Eis oder lieber doch was Warmes oder ein Kaffee …… Hmm, da fällt mir sicher was ein.“ Über meinem Kopf kreisen schon die Geier bis ich dann an der Gaststätte ankomme.

Doch irgendwas stimmt hier nicht. NEIN, das darf nicht wahr sein. Sie hat heute ausnahmsweise geschlossen.

Ich hatte extra noch im Internet nachgesehen, da stand das nicht. So setzte ich mich in den Schatten zu den Hühnern und aß mein zweites Brötchen und trank die nächste Wasserflasche leer.

Jetzt hatte ich keine Lust mehr auf Asphalt und Sonnenschein und deshalb nahm ich einen kleinen Umweg in Kauf. Hauptsache raus aus der Hitze. So kam ich zum Holzweg vom Herrgott. Wusste gar nicht, dass der auch mal auf dem Holzweg war.

Aber dieser führte mich dann zurück in den kühlen Wald und wieder auf den Felsenweg. Diesmal nahm ich ihn in die andere Richtung und entdeckte doch glatt wieder neue schöne Flecken.

Am Nachmittag in der Wärme des Tages roch es nun verführerisch nach Himbeeren. So viele, die hätte ich gerne geerntet und zu Gelee verarbeitet. Nur nicht hier und heute.

Bei den Motorsägen-Kunstwerken kamen in dieser Richtung noch weitere in meinen Blick und auch diese wurden von mir bewundert.

Nach einer weiteren Rast am Kreuzstein, nun habe ich fast alle Höhenmeter geschafft, informierte ich meine Tischnachbarin, dass ich fast zurück bin. Sie antwortete mir sofort und da sie sich gerade langweilt, will sie mir entgegenkommen. So hatte ich auf den letzten Kilometern noch Begleitung und ich konnte von meinen Erlebnissen berichten. Wie ich den Wald verlasse und einen Blick auf Höchenschwand habe, sehe ich wie sich dunkle Wolken auftürmen, es fühlt sich auch immer schwüler an.

Da kommt sicher noch was runter. An unserer Unterkunft hängt ein Thermometer, das mir verrät, dass es jetzt 28°C hat.

Das heute Morgen war sicher defekt. Am Vormittag war es deutlich kühler als 5 1/2 Stunden später.

Felsenweg

Am Ende hatte ich mit meinem Umweg 15 Kilometer, 350 Höhenmeter runter und 350 wieder rauf gemacht und keine einzige Zecke eingesammelt. Jetzt freu ich mich auf die Dusche und ein Abendessen mit meinen Mädels.

Impressionen zur Felsenweg-Wanderung

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