Heute wurden wir vom Geruch nach gebratenem Bacon geweckt. Unser Zimmer liegt genau im Abzug der Küchendämpfe. Vermutlich riecht nun unsere gesamte Wäsche nach Eiern mit Speck. Das Frühstück war dann keine großartige Gaumenfreude. Typisch amerikanisch gab es nur Wegwerfgeschirr und alles war doppelt und dreifach verpackt. Der Vorteil: wir nahmen uns für heute ein Vesper (zwei Bagels = Brötchen mit Loch in der Mitte) mit.

Heute Abend müssen wir wieder in Denver sein, aber zuvor wollen wir uns noch das Ausflugsziel von Colorado Springs, die “Gardens of the Gods“, ansehen. Das ist ein 5,2 km² großer Park zu Füßen des Pikes Peak, einem über 4000 Meter hohen Bergs. Als wir früh um 8.30 Uhr dort ankamen, füllten sich die Parkplätze schon mit anderen Besuchern. Das Feiertagwochenende macht sich auch hier bemerkbar. Wir konnten aber trotzdem einen Stellplatz für unseren kleinen BMW X4 finden. Das Besondere an diesem Ort sind die roten Felsformationen, die sich hier aus der Ebene in schmalen, steilen Wänden erheben.


In den Wänden konnten wir kleine und große Nistplätze entdecken und mit meinem Fernglas bewaffnet, auch einige der gefiederten Freunde beim Flug verfolgen und auf den Steinen sitzend beobachten. Wir liefen die diversen Loops und machten unzählige Fotos von den in der Morgensonne rot leuchtenden Felsen.


Immer wieder entdeckten wir neue stimmungsvolle Fotomotive. Eine Familie Diademhäher konnten wir super bei der Ernte der Zapfen beobachten. Diese Vögel fliegen mit den Samen lange Strecken zu einem Baum, in dem sie viele Löcher schlagen und in diese die Körner reinstecken. Sie sammeln mehr als sie benötigen und Hörnchen stehlen sie und vergraben sie dann als Wintervorrat. So sorgen sie alle für eine Verteilung der Saaten in einem riesigen Gebiet.

Nachdem wir alle Felswände umrundet hatten und es langsam zu viele Besucher wurden, sind wir ins Visitor Center von the Gardens of the Gods rübergefahren.

Hier erfährt man, wie in allen Besucherzentren, was es an Tiere und Pflanzen im Schutzgebiet gibt und wie dies entstanden ist. Von der Terrasse hat man einen sagenhaften Blick auf die Felsformationen im Vordergrund und den über 4000 Metern hohen Bergen im Hintergrund. Das muss im Winter mit Schnee ein fantastischer Anblick sein.

Wir haben noch viel Zeit um nach Denver, das nur 1 ½ Stunden entfernt ist, zurückzufahren. So beschlossen wir in der Region noch eine Wanderung zu unternehmen und entschieden uns für die Green Mountain Falls. Als wir dort ankamen, mussten wir feststellen, dass eine unbefestigte Straße zum Startpunkt nur für Anwohner frei ist und steil bergauf führt. So suchten wir erstmal im Tal nach einem Stellplatz und machten uns ein Bild vom Ort.

Sollen wir nun wirklich bei den Temperaturen die 4 Kilometer laufen oder lieber einfach nur am See im Schatten chillen? Zur besseren Entscheidungsfindung stärkten wir uns mit Muffin und Bagel und beratschlagten.

Dann wollten wir es doch wagen und stiegen die Höhenmeter hoch. Gleich zu beginn hörten wir einen Greifvogel in der Nähe und nach etwas Suchen konnten wir ihn auch entdecken. Es war ein Rundschwanzhabicht, der hier saß und rief.

Weiter führte der Weg durch einen Nadelwald über unbefestigte Wege zu einem kleinen Wasserfall.


Da wir so spontan uns für den Trail entschieden hatten, haben wir beide keine Wanderschuhe an den Füßen, aber bei den Amies gibt es ja fast nur gut befestigte Pfade. Also wird es schon nicht schlimmer werden, als ab und zu über Wurzeln und Steine zu gehen.

Unterwegs hielten wir immer wieder an und lauschten den Vögeln und konnten den ein oder anderen auch in den Ästen erspähen, so wie hier einen Specht.

So stiegen wir immer weiter auf dem Thomas-Trail bergauf. Als wir um eine Kurve bogen konnten wir etwas Rauschen hören. OK, hier gibt es wohl den nächsten Wasserfall und irgendwie scheint unser Weg auf der anderen Seite weiterzugehen. Na, es wird hier schon irgendeine Querungsmöglichkeit geben. Zuerst einmal müssen wir dieses Naturereignis fotografieren. Es ist doch immer wieder schön anzusehen, wie die Wassermassen sich einen Weg ins Tal bahnen. Was für eine Wahnsinns-Kraft da dahinter steckt.


So, wo geht nun der Weg weiter? Eine Markierung konnten wir noch entdecken, also weiter dem Wasser ins Tal folgen. Ein anderes Pärchen kam hinter uns her, dann stimmt es sicher noch. Komisch, so langsam finden wir keine Markierungen mehr und der Weg wird immer schlechter, was nun? Das andere Paar ist sich sicher, dass man hier den Fluss kreuzen muss, nur wie? Sie haben es, während wir eine andere Möglichkeit checkten, geschafft und winkten uns von drüben. Als wir ihnen nicht folgten, kam der Mann zurück und überzeugte uns, ihm zu folgen. Er half uns über eine Klippe hinabzusteigen und dann durchs Wasser auf den Steinen zu balancieren. Das war sicher nicht der richtige Weg, aber wir haben es, zwar mit gefluteten Schuhen, geschafft.

Was für ein Abenteuer, ohne die Hilfe der anderen hätten wir dies nicht gewagt. Ab jetzt verlief die Strecke auf einer Schotterstraße an Wohnhäusern vorbei direkt zurück zum Ort, in dem wir dann innerhalb kürzester Zeit ankamen.


Nun steht uns nur noch der Rückweg nach Denver bevor, den wir dann auf der Autobahn innerhalb 1,5 Stunden schafften. Das Auto parkten wir auf der Straße vor dem Hotel, wir werden jetzt erstmal ausladen und duschen und erst danach den motorisierten Untersatz abgeben. Unser letztes Hotelzimmer vor dem Wohnmobil hat nochmals richtig viel Platz, den wir gerne genießen. Die großzügige Dusche wurde dann auch schnell benutzt und der Dreck der Wanderung floss durch den Abfluss dahin.


Die Abgabe des BMWs verlief unkompliziert. Den Tag ließen wir mit Sandwich in der Nähe der Unionstation ausklingen.