Gestrandet im Nebel
Gestrandet im Nebel

Gestrandet im Nebel

Die Schlechtwetterfront soll heute auch hier eintreffen, mit zum Teil Unwetter und Gewitter. Eine Nachricht aus Allensbach mit der Meldung, am Bodensee regnet es ununterbrochen, erreichte mich schon morgens. Im Kleinwalsertal war es noch trocken, aber dunkler bewölkt als sonst. Tom meinte, wir können ja trotzdem mal hoch aufs Nebelhorn fahren. Die Bahnkarte ist für uns in der Gästekarte enthalten und kostet nichts und wir können mal schauen, ob es dort oben noch trocken ist. Wir können ja jeder Zeit wieder runterfahren, aber dann haben wir das auch noch gesehen.

So fuhren wir nach Oberstdorf und mit verschiedenen Seilbahnen über mehrere Stationen bis kurz unter den Gipfel. Die Bahn wurde nach 90 Jahren 2019 renoviert und im Mai 2021 wiedereröffnet. Alles sieht noch tipp top aus. Nicht nur die Gondeln sind neu, auch die Stationen mit der Gastronomie strahlen im neuen Glanz.

Ganz oben mussten wir natürlich gleich das Gipfelkreuz erobern und die entsprechenden Beweisfotos machen.

Eines sogar mit einer Bergdohle im Flug. Von hier soll man einen herrlichen Blick auf über 400 Gipfel haben.

Na ja, unsere Aussicht war etwas begrenzt. Auch die Gipfelumwanderung mit einem Blick in 600 Metern Tiefe war Nebel verhangen.

Aber was ich ausmachen konnte (jetzt wird mein ornithologischer Freund sicher neidisch) war ein Nest mit Mauerläufern.

Wer genau hinsieht, kann sie auf dem Bild entdecken. Während der Beobachtung begann es zu regnen, und wir beschlossen einen Kaffee in der Bergstation zu trinken.

Wir konnten hier sehr schön sehen, wie von Oberstdorf eine Wolke heraufzog und die Sicht immer mehr begrenzte.

Aber wir saßen ja schön im trockenen. Hier hatte ich Zeit einige Whatsapps zu verschicken und nach Geocaches zu sehen. Natürlich liegt am Gipfelkreuz eine Dose, die ich mitnehmen wollte. Als der Niederschlag nachließ, gingen wir wieder raus auf Dosen- und Fotojagd.

Ein lauter Donner schreckte uns dann doch auf und wir schlenderten langsam zur Station um die Talfahrt zu beginnen. Als wir ankamen, mussten wir feststellen, dass sie bei dieser Wetterlage nicht fährt. Man informierte uns, dass dies noch länger sein könnte. Super, gestrandet auf dem Nebelhorn im Nebel. Was nun, abwarten oder einfach runterlaufen zur Zwischenstation? Ne, das könnte sehr nass und gefährlich werden. Dann halt doch wieder zurück zur Gastronomie. Nun waren die Sitzplätze leider alle vergeben und ewig rumstehen? Draußen auf der „Sonnenterrasse“ gab es noch ein paar trockene Sitzmöglichkeiten, auf denen wir verweilten.

Irgendwann wurde es dann aber zu kalt und wir versuchten unser Glück nochmals drinnen. Super, gerade wurde ein Plätzchen geräumt. Um die weitere Wartezeit zu überbrücken, gab’s eine Tagessuppe für zwei.

Wir lästerten schon, was wird wohl gemacht, wenn heute keine Bahn mehr fährt. Der Mitarbeiter hinter der Bar meinte: “Verhungern werden wir nicht.” Das Gewitter hatte dann doch erbarmen mit uns und zog ab. Dann begann der „Run“ auf die Bahn. Als es ruhiger wurde verließen wir unser warmes kuschliges Plätzchen und stellten uns wieder raus ins Kalte, konnten aber schon bald einsteigen und ein paar Höhenmeter nach unten fahren. Unterwegs wurde es so neblig, dass man nichts mehr sah und es fing richtig heftig an zu regnen / hageln. Ein Kind fing an zu schreien. Da wird es einem schon kurz mulmig. Unten angekommen, goss es wie aus Eimern. Nur schnell zur nächsten Station und weiter runter. Am Eingang dann die nächste Überraschung. Hier wurde Schlange gestanden und das bis hinten raus. Wir kamen gerade noch so ins Trockene, aber ab jetzt ging nichts mehr. Die Bahn war wegen Unwetters nicht in Betrieb. He, das kennen wir doch schon. Wieder gestrandet. Also ab in die angrenzende Gastronomie und weiter warten. Hier verkürzten wir mit einem Schnitzel Wiener Art. Zum Glück mussten wir nicht übernachten. Den Stau an nassen Bergbesuchern hat die Bahn schnell abgearbeitet. Sie können bis zu 1800 Personen in der Stunde befördern.

Nach 4 Stunden auf dem Berg waren wir endlich wieder unten im Tal.

Aber nun saßen die dicken, dunklen Wolken richtig fest und luden ihre Ladung ab. Schon oben auf dem Nebelhorn hatten wir uns Gedanken gemacht, was wir heute noch so unternehmen könnten. Mir fiel das Heimatmuseum in Oberstdorf auf, das in Fußnähe der Talstation liegt. So liefen wir zügig die 400 Meter.

Das Museum ist in einem über 400 Jahre altem Haus untergebracht. In ihm erfährt man wieder viel über das frühere Leben in den Bergen, dem Handwerk und aber auch über Skigeschichte

und Bergtourismus. Der größte Schuh der Welt steht hier (mittlerweile wurde der Rekord getoppt).

Als wir mit der Runde durchs Museum fertig waren, schien die Sonne und wir setzten unseren Weg durch Oberstdorf fort. Wir besichtigten die Kirche

und kamen beim nächsten Regenguss wieder raus. Also ab ins nächste Kaffee und wieder abwarten.

So kann man auch die Zeit totschlagen. Sobald es wieder etwas nachließ, sind wir zum Auto und zurück zur Unterkunft.

Wir sind also doch nicht gestrandet, aber das Nebelhorn hat seinem Namen alle Ehre gemacht.

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