Für heute sind wir mit meinem Bruder verabredet, der bei Berlin (Wolzig) lebt. Aber bis wir zu ihm fahren, haben wir noch mehrere Stunden Zeit.
Wir begaben uns in die Zeit als hier die Slawen lebten. Das war vom 9. Jahrhundert bis ins frühe Mittelalter. Der Stamm der Lusizi (davon abgeleitet Lausitz) baute diese Flucht- / Speicherburg hier in Raddusch. Im 9. – 10. Jahrhundert gab es in der Niederlausitz ca. 40 solcher Ringburgen.

Auf einer kleinen Erhöhung wurde ein Rundbau mit einem 10 m breitem Wall und einem Durchmesser von ca. 60 Metern errichtet. Für die Umgrenzung wurden dicke Eichenbalken abwechselnd in Längs- und Querrichtung übereinandergelegt und die Zwischenräume mit Erde und Steinen verfüllt. Es wurden ca. 1500 Baumstämme benötigt für eine Burg!

Durch das Abtragen des Erdreichs zum Verfugen des Baumaterials entstand vor der Burg ein 5 Meter breiter Graben.

Die Burg diente als Zuflucht bei Angriffen und beherbergte mehrere Hütten und 4 Brunnen. Auf die Burgen wurde man durch den Braunkohletagebergbau aufmerksam. Erst durch diesen wurden die Überreste der Festungen entdeckt und von Archäologen katalogisiert.

Von Raddusch ging es weiter in das Freilichtmuseum Lehde. Hier kann man erleben und sehen wie die Sorben im Spreewald lebten. Als wir ankamen, fand gerade keine Führung statt, wir hatten aber trotzdem Glück.

Es hatte gerade eine Führung gestartet und wir stellten uns frech in die Nähe und lauschten. So erfuhren wir, warum die Häuser mit Schlangen am Giebel verziert sind.

Die Schlangen sollten die Häuser beschützen. Wenn ein Hochwasser kam, flüchteten die Schlangen auf höhere, trockenere Stellen in der Landschaft. Genau dort baute man dann die Häuser. Die Krönchen auf den Köpfen der Schlangendarstellung kommt daher, dass es meistens Ringelnattern sind, die hier leben, und diese am Kopf gelbe Stellen haben (Kronen).
Das erste Haus auf unserem Rundgang stammt aus dem Jahr 1840. Hier lebten drei Generationen unter einem Dach und in einem Raum zusammen.

Alles zusammen um die 15 Personen schliefen gemeinsam in einem großen Bett. Das einzige Messer zum Zerkleinern der Speisen wurde im Deckenbalken deponiert, damit die Kinder nicht drankamen. Mehr Platz gab das Land auf dem es gebaut wurde nicht her. Das Vieh, meistens nur ein paar wenige Tiere, wurde nur im Stall gehalten. Denn das Transportieren auf eine Weide währe mit dem Boot sehr schwierig gewesen. Die Häuser in Lehde bekamen erst vor 100 Jahren Strom. Bis dahin wurde mit Kienspan oder Fisch beleuchtet. In den Kanälen lebt ein platter Fisch, der getrocknet und dann wie ein Docht entzündet wurde.
Um so mehr Platz das Wasser zum Hausbau ließ, um so größer wurden die Höfe. Das nachfolgende Haus stand ursprünglich am Rand des Spreewalds und stammt aus dem Jahr 1775. Im Innern konnten wir die Kleidung einer Braut bewundern.

Im größten Haus sahen wir wie um 1915 auf einem Hof in Burg gelebt wurde.

Die weiße Kleidung bedeutet nicht Freude, sondern Trauer.

Nach so viel staubiger Vergangenheit machten wir eine Pause bei Kaffee mit Quarkkeulen und Bockwurst in der Semmel.

Dann machten wir noch Station in Lübbenau und erkundeten diesen Ort wie es Touristen machen. Hier erstanden wir für unsere Hüte neue Pins. Tom wählte die Schlangen und ich die Gurke im Paddelboot.

Am späten Nachmittag trafen wir dann meinen Bruder, und haben gemeinsam beim Griechen zu Abend gegessen. Der Grieche war sehr großzügig mit dem Ouszo…

Auf der Heimfahrt konnten wir Kraniche auf einem Feld entdecken. So viele Vögel auf einem Fleck und das in freier Wildbahn. Einfach nur herrlich. Bis ich angehalten und Tom den Foto startklar hatte, sind schon ein paar von ihnen auf Sicherheitsabstand gegangen.

Mir hat es gefallen, diese großen anmutigen gefiederten Freunde zu beobachten, wie sie stolz sich aufrichten und majestätisch die Flügel ausbreiten. Ein tolles Naturerlebnis am Ende unseres Spreewaldaufenthalts.
Fotos des Tages




