Nach drei Tagen Nebelsuppe am Bodensee wird es Zeit ein paar Sonnenstrahlen einzufangen.

So freute ich mich darauf mit meiner Tochter und ihrem Freund nach München zu fahren und am nächsten Tag, einem Urlaubstag, einen Ausflug ins Allgäu zu unternehmen. Die letzten Tage studierte ich die Wetterlage und die Aussichten stimmten mich immer optimistischer. Am Tag zuvor fiel mir ein, dass ich ja überhaupt nicht auf die Schneefallsgrenze geachtet hatte. Mist, hoffentlich liegt hier auf 1000 Metern nicht schon Schnee und hoffentlich habe ich keinen bedeckten Himmel. Ich will endlich wieder Sonne auf der Haut spüren. Für meinen Tag Auszeit habe ich mir eine Wanderung zur Ruine Falkenstein zwischen Pfronten und dem Schloss Neuschwanstein rausgesucht.
An besagtem Tag fuhr ich dann früh morgens in München bei aufgehender Sonne los. Kaum verließ ich Bayerns Hauptstadt, kam ich in den Nebel. So ein Mist, verfolgt der mich doch tatsächlich bis hier her. Meine Hoffnung war dann, dass der Nebel aus dem Ammersee kommt und ich die Suppe wieder verlassen werde sobald ich die Gegend verlasse. Das klappte auch zum Teil, nur leider war es um Landsberg wieder diesig und es wurde auf dem Weg nach Pfronten immer dichter. So einen Dunst kenn ich ja von unserem See aber doch bitte nicht hier! Auch als ich langsam höher kam und die Flüsse hinter mir ließ, blieb es weiterhin neblig. Na, hoffentlich wird es noch besser. Als ich die Hoffnung schon fast aufgab, machte es Plopp und ich fuhr in der Sonne. Wow, wie schön das doch sein kann. Ich beschloss noch kurz in einen der Orte zu fahren und fürs Vesper einzukaufen. So kam ich nach Marktoberdorf in eine Bäckerei, in der ich mir einen Kaffee und ein Croissant gönnte. Nach dieser kleinen Stärkung fuhr ich die letzten Kilometer bis Meilingen / Pfronten.

Das Autothermometer verriet mir, dass es kalte 2° C hat. Brrr, für die Temperaturen bin ich eigentlich nicht gerüstet, aber die Sonne lacht vom blauen Himmel und der Tag dürfte schon noch wärmer werden. Außerdem muss ich fast 600 Höhenmeter machen, da wird mir sicher warm werden.

So schulterte ich meinen Rucksack, in dem eine Flasche heißer Tee, Mütze und Handschuhe und mein Vesper steckten, und nahm den 8 Kilometer langen Weg zur Ruine Falkenstein unter Schusters Rappen.

Auf dem Burgweg musste ich zuerst einige Höhenmeter runtergehen und kam dann in einen Ortsteil von Meinlingen. Eigentlich wollte ich doch der Zivilisation entwischen und nun führt mich der Weg geradewegs zwischen die Häuser.

Aber es waren sehr schöne Häuser, die mich hier erwarteten und der Blick auf das Tal und die Berge im Hintergrund stimmte mich schon froh. Meine Stimmung wurde immer besser und ich freute mich schon auf den Rest der Tour.


Als ich die letzten Häuser (vorwiegend mit Ferienwohnungen) hinter mir ließ wurde der Asphaltweg zu einem Naturpfad mit Matsch und nassem Laub und die Luft wurde immer kühler. Ich musste sehr auf meine Schritte achten, auf dem feuchten Untergrund lag teilweise noch Raureif.


Bei meinem Kurzhaarschnitt wurden die Ohren eisig und beim nächsten Halt holte ich nicht nur meine Trinkflasche raus, sondern zog auch mein dünnes Tuch über den Kopf.

So kletterte ich immer mehr Höhenmeter hinauf und hatte immer wieder herrliche Ausblicke auf Pfronten und die umliegenden Berge. Der Weg führte zwar steil bergauf, was mich ziemlich ins Schnaufen und schwitzen brachte, aber es kamen immer wieder Bänke, an denen man die Aussicht genießen und eine Rast machen konnte.

Auf der ganzen Strecke begegnete mir keine Menschenseele und es war, bis auf die Geräusche aus Pfronten (Kirchengeläut und Eisenbahn), mucks Mäuschen still. OK, die lieben Vögelein hatte ich auch im Ohr. Ich vernahm Dompfaff (Gimpel), Haubenmeise und Wintergoldhähnchen (zu den üblichen wie Meisen und Eichelhäher). Als ich dachte oben auf dem „Gipfel“ angekommen zu sein, sah ich, dass die Ruine doch immer noch weit entfernt auf einem Felsen thront.

Hoffentlich kommt nicht noch ein Klettersteig. Das habe ich bei der Auswahl gar nicht bedacht, dass das auch noch sein könnte. Nach einem kurzen Blick aufs Handy war ich aber beruhigt.

Was ist denn das hier für eine Terrasse mitten im Wald an der Abbruchkante? Ein Yoga-Platz?! Was es nicht alles gibt. Aha, hier oben ist ein Hotel „Berghotel Schlossanger Wald“, dann ist der Platz sicher für besondere Gäste gedacht.

Bis jetzt habe ich ca. 200 Höhenmeter gemacht und hätte von hieraus über die Zufahrtsstraße zurück zum Auto gehen können. Aber der Tag war so schön und es war gerade erst Mittag, dass ich beschloss meiner ausgesuchten Tour weiter zu folgen. Das hieß aber, dass ich ab hier nochmals 140 Höhenmeter runter und dann wieder 250 hinauf muss. Dann packen wir´s mal an. Meine Mittagsrast mit den frischen Brötchen wollte ich erst oben am höchsten Punkt einnehmen, aber den zu erreichen war dann doch recht mühsam. Ollala, was für eine Strecke.

Als ich mal wieder eine Verschnaufpause auf einer Bank machte, kamen in dieser Zeit sogar zwei Zweibeiner vorbei. Einer davon machte mir Mut, es sei nicht mehr weit bis zum Ziel. Na, weiß der wo ich hinmöchte?


Bis zur Mariengrotte folgte ich ihm noch, danach verlor ich ihn aus den Augen. Die Mariengrotte liegt genau unterhalb der Ruine Falkenstein und ist eine 15 Meter hohe Halbhöhle.

Eine überlebensgroße Mutter-Gottes vom Bildhauer Theodor Haf steht in der 1889 als Lourdes-Grotte bekannte Felsspalte.

Nun musste ich nur noch auf das „Dach“ der Grotte steigen, um mein Ziel, die Ruine Falkenstein auf 1268 M. ü. M. zu erreichen. Auf 1200 Metern steht ein Hotel mit Parkplatz, weshalb hier doch immer mehr Menschen herumliefen.

Heute ist Montag und deshalb waren es dann trotzdem nicht viele Personen, die ich traf. Bevor ich die Mauern der Ruine des bayrischen Adelsgeschlechts Falkenstein erklimme, möchte ich doch zuerst noch in der Sonne Brotzeit machen. Es ist nun schon 13.00 Uhr und der Magen meldet sich. An den von der Sonne gewärmten Mauerresten steht eine Bank mit Blick ins Vils-Tal und die hohen Berge Österreichs und Bayerns.

So genieße ich die Aussicht und lasse meinen verschwitzten Rücken trocknen.


Eigentlich könnte ich hier ewig sitzen und die Ruhe und Sonne genießen, aber bevor ich zu viel Zeit verliere (in 1 ½ Stunden läuft die Parkuhr ab) kommen schon weitere Sonnenanbeter schwatzend heran. Dann pack ich halt meine Sachen ein und steige die letzten Stufen zur Aussichtsplattform hoch. Von dort oben hat man eine wunderbare Rundumsicht auf die Seen bei Füssen, das Schloss Neuschwanstein, die hohen 2000 – fast 3000 Meter hohen Berge (Zugspitze), den Fluss Vils und Pfronten.


Ich kann sehr gut verstehen, weshalb König Ludwig II hier ein weiteres Schloss bauen wollte.

Für den Rückweg entschied ich mich für die asphaltierte Zufahrtsstraße, die matschigen und glitschigen Wald- und Naturpfade erschienen mir zu gefährlich. Ich wollte mir ja nicht ein Bein brechen. Auf der gewählten Strecke kam ich am Aler Eiterer Platz mit dem Spielhahnjäger-Denkmal, das von Mitgliedern der Reservisten- und Veteranenkameradschaft Pfronten Allgäu 2019 wieder hergerichtet wurde, vorbei.

Hier gab es zum Abschied nochmals einige schöne Fotomotive und Aussichten.


Nun führte mein Weg zwar auf einer Straße, aber im kühlen Schatten, bergab.

Ein weißer Belag auf dem schwarzen Untergrund verriet mir, vorsichtig zu sein. Ein paarmal rutschte mein Schuh auf Raureif aus und ich ging am Straßenrand, teils auf Gras, weiter bergab, um nicht doch noch auf dem Po zu landen. Das zu Thema, die sicherere Strecke zu wählen. Der Weg zum Restaurant unterhalb der Ruine war mit weißen Hirschstatuen gestaltet.



Kurz bevor mein Parkticket ablief, erreichte ich mein Auto wieder, das von der Sonne aufgeheizt, auf mich wartete.

Während ich einen Apfel am Auto lehnend aß, erreichte mich aus der Heimat die Nachricht, dass der ganze Tag neblig und trüb war. Mein Wandertag war genau das Gegenteil. Das macht den mühsamen und anstrengenden Ausflug gleich noch schöner. Ab und zu brauche ich so einen Tag für mich alleine in der wundervollen Natur, so wie ich es schön öfters mal in der Schweiz oder auch am Bodensee gemacht habe.
Sehr schöner Ausflug; Schade, dass ich nicht dabei war.