Ab 7.00 Uhr gibt es in unserer Unterkunft Frühstück. So begaben wir uns zum Tempel der Völlerei und schlugen uns die Mägen voll. Wir wussten ja nicht, was heute noch auf uns zukommt und wann es was zum Verzehren geben wird.

Pünktlich um 8.30 Uhr versammelten sich die Teilnehmer mit den am Vorabend ausgeteilten Kopfhörern im Foyer und warteten gespannt, was unser Guide Nicos für uns vorbereitet hat. Als die Gruppe vollzählig war, spazierten wir vom Hotel zum Hafen, wo der Bus für uns parat stehen soll. Unten im Hafen wurden wir über den Koloss von Rhodos aufgeklärt.

Es gibt verschiedene Theorien über den Standort und sein Erscheinungsbild. Was aber sicher ist, so wie er immer dargestellt wird, kann er nicht gestanden haben. Breitbeinig über der Hafeneinfahrt ist statisch nicht möglich. Die Figur ist bei einem Erdbeben im Jahr 227/226 vor Christi Geburt eingestürzt, und die Bronze-Bruchstücke wurden im 7. Jahrhundert von den Arabern verkauft. Dafür stehen nun zwei Hirschfiguren an der Hafeneinfahrt. Diese haben laut Mythologie die Schlangen, die auf der Insel lebten, vertrieben und werden seitdem von den Einwohnern verehrt.

Im Hafenbereich steht die Kirche der Verkündung der Heiligen Jungfrau Maria, die wir besichtigten und Nicos erteilte uns die erste Geschichtsstunde. Die Kirche wurde in der Italienerzeit wieder aufgebaut, das sieht man an der Holzdecke, und die bunten Wandbilder kamen erst in den 1950er Jahren dazu. Die Bevölkerung in Rhodos ist vorwiegend (ca 90%) griechisch-orthodoxen Glaubens; der Rest verteilt sich auf die römisch-katholische Kirche, den Islam und das Judentum.


Nach diesen Infos stiegen wir in unseren großen (56 Personen) Reisebus ein und wurden zur Akropolis über der Stadt gefahren.

Vom Tempel des Apollon, der Akropolis, dem Stadion und dem Theater (alles 5. Jahrhundert bis 3. Jahrhundert v. Chr. erbaut) kann man nicht mehr allzu viel sehen. Ein paar Steine und Säulen wurden zu Demonstrationszwecken rekonstruiert; beim Stadion sind einige Ränge erhalten.



Unser fachkundiger Führer berichtete uns von der Antike und dem damaligen Sport, den nur Männer ausüben durften. Das nahe Theater, in dem wir für ein Gruppenfoto platznahmen, wurde sogar schon von Julius Cäsar genutzt.




Aus den Steinen der Früchte des Zedrachbaums (Paternosterbaum) wurden Rosenkränze gefertigt.

Mit dem Bus wurden wir 20 Studiosus zurück in die City (Weltkulturerbe seit 1988) gebracht und im oberen Bereich an der Stadtmauer nahe der Altstadt von Rhodos rausgelassen. Ab jetzt hatte unser Busfahrer frei und wir durften mit Knopf im Ohr durch die geschichtsträchtigen Mauern gehen. Hier siedelten die Menschen schon ab der Jungsteinzeit; ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. kamen die Minoer auf die Insel; ab dem 11. Jahrhundert v.Chr. kamen die Griechen. Die Insel ist strategisch sehr bedeutend und deshalb immer wieder Schauplatz von Kriegen. Sie ging 164 v.Chr. ein Bündnis mit dem römischen Reich ein. Die byzantinische Zeit dauerte mit kleinen Unterbrechungen bis 1309 an. Während der Kreuzzüge wurde Rhodos von den Johannitern zur Festung ausgebaut, die von 1440 bis 1522 von den Osmanen immer wieder angegriffen wurde. 1523 mussten die Johanniter die Insel nach monatelanger Belagerung den Osmanen überlassen. Die Osmanen wurden erst 1912 von den Italienern abgelöst. Den Italienern (Faschisten unter Mussolini) ist es zu verdanken, dass wir heute so viele schöne Gebäude besichtigen konnten, denn sie restaurierten viele der Gebäude. Allerding muss man anmerken, dass die Zeit unter den italienischen Faschisten für die griechischen Rhodier selbst nicht angenehm war. Ebenso wie die Zeit von 1943 bis 1945 unter den deutschen Faschisten; die Nazis nutzten die Insel als Stützpunkt in ihrem Krieg.

Zur Zeit der Johanniter wurde die Stadt von Rittern aus verschiedenen Ländern gesichert und da diese sich im Ernstfall schnell verständigen mussten, wurden sie in „Zungen“ aufgeteilt. So konnte man in der deutschen Zunge alle deutschsprachigen Ritter finden.


Wir betraten die Festung über das Tor D´Amboise, das damals von der französischen Zunge bewacht wurde.

Alles, was man im Großmeisterpalast sieht, ist ein Sammelsurium der Geschichte.






Die Mosaike zeigen viele Mythologischen Szenen. Dieses Mosaik zeigt die neun Musen der Antike.

Alle sind weiblich und werden mit Gegenständen ihrer Tätigkeit dargestellt. Laut Nicos waren die Griechen damals schon sehr fortschrittlich, diese Frau hier wird mit einem Laptop dargestellt.

Hä, hab ich gerade richtig gehört? Alle schauten genauso verwirrt aus der Wäsche, wie ich. Also doch nicht falsch gehört. Er meinte, dies sei die Muse der Informatik. Aha, also die richtige Frau für Tom. Uns wurde dann aber mitgeteilt, dass der Gegenstand kein Laptop sei (welch Erkenntnis) sondern ein Buch. Es handelt sich hier um die Muse der Poesie und Rhetorik.

Nach der Besichtigung des Palasts ging es die Ritterstraße hinunter. Dann entschied die Gruppe, dass nun Zeit für eine Pause sei, und Nicos führte uns ein paar Gassen weiter in eine schöne Taverne mit einem ruhigen Innenhof.


Wir kamen mit einem Paar aus München ins Gespräch. Sie leben mitten in der bayrischen Hauptstadt, sie sind Mitte 70 und machen einen sportlichen Eindruck. Er erzählt von seinen Fahrradtouren, nur in den Bergen würde er auf E-Bike umsatteln und seine Frau läuft sehr viel. (Hoffentlich können wir bei den geplanten Wanderungen mithalten!). Nikos, unser heimischer Reiseleiter) erzählte uns noch etwas aus seinem Leben. Er kann so gut deutsch, da er als Gastarbeiterkind 10 Jahre in Köln lebte. Als er 12 Jahren alt war kam seine Familie zurück auf die Insel und später studierte er Geschichte und Deutsch in Athen. Sein Geschichtswissen bewies er uns täglich. Es war wahnsinnig, was der Mann alles im Kopf hat.
Nachdem die Füße erholt und die trockenen Kehlen benetzt waren, konnte die Stadtführung weiter gehen. Als wir an einer Moschee vorbeikamen, erfuhren wir wie viele Rhodesier muslimisch und jüdisch sind.

Das Hospital wurde vom Johanniterorden erbaut (1489 eingeweiht) und galt damals als das modernste seiner Art.

In der Halle (51m x 5m) lagen die Kranken Liege an Liege. Jeder hatte ein eigenes, sauberes Bett, was für die damalige Zeit nicht üblich war, und bekam täglich mehrere Mahlzeiten. Im Gebäude befindet sich jetzt das archäologische Museum. Unser Geschichtslehrer (Reiseleiter) zeigte uns anhand der verschiedenen Statuen, wie sich die Kunst im Laufe der Zeit gewandelt hat.




Hier endete der geführte Teil unseres Tages, ab jetzt konnte jeder machen, was er wollte. Wir schlenderten noch an einigen Vitrinen vorbei und durch den Garten im Innenhof des Hospitals, der für die Kranken zur Erholung angelegt wurde.

Im Museumskiosk bestellten wir einen Kaffee und überlegten, was wir nun machen sollen. Noch bis 15.00 Uhr dürfen wir auf der Stadtmauer entlang gehen, danach wird das Eingangstor geschlossen.

Auf unserem Weg auf der Stadtbefestigung begegneten wir immer wieder Gruppenmitgliedern und man begrüßte sich mit einem freundlichen ‘Hallo’. Zurück in den engen Gassen dachten wir an ein spätes Mittagessen oder frühes Abendessen, je nachdem, wie man es betrachtet. Wir beschlossen in die Taverne von vorhin zu gehen; da saß man schön und es war nicht so überlaufen.

Als wir unter der Statue vom Koloss saßen, kamen noch andere Studiosusreisende dazu. Wir luden das erste Pärchen, das eintraf, ein, bei uns Platz zu nehmen und wir waren uns sofort sympathisch. Sie kommen ebenfalls aus München und haben schon viele Reisen (teils auch über Studiosus) unternommen. Es gab vieles über das man sprechen konnte. Zum Schluss liefen wir gemeinsam den Weg zurück zum Hotel.


Nachdem wir uns den Staub und Schweiß des Tages abgeduscht hatten, liefen wir nochmals durch die Stadt. Diesmal aber in die entgegengesetzte Richtung.

Hier am nördlichsten Punkt von Rhodos, dem sogenannten „Aquarium“, liegt ein Cache. Diesen musste ich doch glatt noch suchen und loggen.
Als wir ins Hotel zurück kamen saßen in der Bar die drei Single aus unserer Gruppe. Wir setzten uns zu dieser Runde und es wurde über die morgige Wanderung, die sehr anspruchsvoll sein soll, spekuliert. Jeder war gespannt was uns erwarten wird. Das Gespräch ging dann weiter über die Reisen, die wir alle schon gemacht haben. Eine Mitreisende erzählte, dass sie bei einer Unternehmung eine WhatsApp-Gruppe hatten, in der die Bilder ausgetauscht wurden. Wir fanden die Idee alle toll und wir wollten unseren Reiseleiter morgen darauf ansprechen. Dann berichtete eine der Frauen von ihrer Zeit in Südafrika in den 1980er. Damals war es als alleinstehende weiße Frau während der Apartheid sehr gefährlich.