Viel Stahl und Kohle
Viel Stahl und Kohle

Viel Stahl und Kohle

Das Frühstück nahmen wir wieder auf der Terrasse ein. Leider hatten wir diesmal Besuch von mehreren Ladys in schwarz/gelb mit sehr schmalem Taillenumfang. Diese Weiber ließen sich nicht vertreiben, so mussten wir bei jedem Bissen vorsichtig sein, keine von ihnen mitzuverzehren.

Zum Abschied noch ein Blick in unser Zimmer und schon geht es weiter.

Jetzt verlassen wir Bayern und betreten Sachsen. Die alte Grenze zur DDR konnten wir dank eines Hinweisschildes ausmachen, aber außer eines Wachturms ist hier zum Glück nichts mehr zu sehen.

Nach einer kleinen Rast ging die Reise weiter. Tom hat ein Freilichtmuseum zum Thema Braunkohleabbau in der Lausitz ausgekundschaftet und da wollten wir vorbei. Wir kamen mittags um 13.00 Uhr dort an und erkundigten uns nach Führungen und Preise. In dieser Zeit kam eine dunkle Wolke und der Wind frischte auf, so dass wir beschlossen, nochmals ans Auto zu gehen und lange Hosen und Pullis anzuziehen und zur Vorsicht auch die Regenjacken einzupacken. Als wir nun wieder ans Kassenhäuschen kamen, standen mehrere Personen davor. Ob wir noch zur nächsten Führung dazukommen? Die Frau an der Kasse war sich nicht sicher, wir sollen vor Ort nochmals nachfragen. Wir hatten Glück, zwei Personen gingen noch. Nach uns kam zwei Stunden lang keine weitere Gruppe zusammen.

So nun aber zu der F60. Was ist das überhaupt? Dies ist die größte, bewegliche Arbeitsmaschine der Welt. Sie wurde konstruiert, um die Erdschichten über dem Braunkohleflöz abzutragen und an anderer Stelle wieder aufzuschütten.

Die ganze Konstruktion ist über 500 Meter lang, bis zu 80 Meter hoch und über 200 Meter breit. Die Zahl 60 steht für die Höhe/Tiefe, die die Maschine abtragen kann. Sie kann gleichzeitig 30 Meter nach oben und 30 Meter nach unten abräumen. Dieser Aushub wird mit Eimerketten auf Förderbänder geworfen und über die gesamte Länge von 500 Metern nach oben transportiert.

Allein die Förderbänder sind Tausende von Euros wert. Weshalb man sie ausgebaut und bei anderen Maschinen dieser Bauart eingebaut hat.

Von dieser F60 gibt es noch 3 die in Betrieb sind. Diese hier wurde vor der Wende konstruiert und von 1989 bis 1991 von über 1000 Arbeitern aufgebaut. Nach der Wende und nach 13 Monaten Betrieb wurde festgestellt, dass der Bedarf an Braunkohle nicht mehr so groß ist und hier in Lichtenfeld nicht mehr benötig wird.

Zuerst wollte man diesen Koloss sprengen und verschrotten, aber dann hat sich eine Initiative gebildet, die ihn retten wollte. Ein Verein zum Erhalt hat sich gegründet und wurde von den umliegenden Gemeinden unterstützt. So wurde die Konstruktion aus der Grube gefahren und hier für Touristen sicher gemacht. Nun kann man auf Stegen hochlaufen und vieles über den Bergbau hören. Der Bergheider-See wurde nach dem Dorf, das dem Bergbau zum Opfer fiel, benannt.

In den Tiefen des Sees (jetzt 25 – 30 Meter) stand diese Apparatur. Das Grundwasser floss nach Abstellen der Brunnen wieder nach und flutete den Tagebau. Um an die Kohle zu kommen wurden 10 Jahre vor dem Beginn des Abbaus über 2000 Brunnen gegraben, die in 250 Metern Tiefe das Wasser abpumpten. Nun werden die Brunnen alle nach und nach zugeschüttet und gesichert. Das Wasser, das den See jetzt füllt ist für die Tier- und Pflanzenwelt noch zu sauer. Hier gibt es noch kein Leben, aber man kann bedenkenlos darin schwimmen.

Dieses Abraumgerät wurde auf Schienen an der Kante entlang nach rechts und links bewegt. Um weiter in die Landschaft vorzudringen, wurden die Schienen von einer Gleisrückmaschine näher an die neuentstandene Kante heran verlegt.

Der Rechner, der das Ganze steuern sollte, war ursprünglich von Robotron (DDR) und wurde vor Inbetriebnahme 1991 durch einen Siemensrechner ersetzt.

Der Computer füllte diesen gelben Container aus und hatte eine Rechenleistung weniger als ein heutiges Smartphone.

Die Abraumförderbrücke wurde im 4 Schichtsystem (Früh-, Spät-, Nacht- und Freischicht) von 20 Männern und Frauen bedient. Die meisten Arbeiter waren für die Instandhaltung und Pflege der Förderbänder, Rollen und Laufwerke zuständig. Das Ganze lief über das gesamte Jahr, egal ob Sturm, Schnee oder Sonnenschein.

Die Besichtigung endete für uns um 15.00 Uhr und wir beschlossen in der Mannschaftskantine, dem Wagen, der diese riesige Arbeitsmaschine begleitete, etwas zu essen. Ganz nach dem Motto, früher gab´s auch nichts anderes, gab es Gulasch- oder Kartoffelsuppe. Wir wählten dazu noch eine Cola aus den neuen Bundesländern.

Nun mussten wir noch bis in den Spreewald fahren.

Unser Hotel für die nächsten Nächte liegt mitten im Gurkenparadies. Sehr ruhig und idyllisch gelegen am Ende einer Sackgasse. Ringsherum nur Wasser, Wald und Weiden.

Highlights

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