Mit Fahrrad und Zug vom Bodensee nach Geislingen an der Steige
Mit Fahrrad und Zug vom Bodensee nach Geislingen an der Steige

Mit Fahrrad und Zug vom Bodensee nach Geislingen an der Steige

Der nächste Urlaub steht bevor und so richtig geplant ist noch nichts. Es steht nur fest, dass wir am 04. Mai zum 75. Geburtstag meiner Patentante auf der Schwäbischen Alb bei Ulm sein müssen. Leider sind die Wettervorhersagen zurzeit nicht sehr zuverlässig und die Prognosen wechseln täglich von gut bis schlecht hin und her. Am 1. Mai war es hochsommerlich und die Aussicht für die Zeit bis zur Feier relativ vielversprechend. So entstand der Plan am 2. Mai (ein Freitag) mit den Bikes Richtung Alb aufzubrechen. Meine Idee war von Dettingen nach Friedrichshafen zu radeln und dann mit der Bahn non-stopp bis Geislingen an der Steige sich transportieren zu lassen.

Dort wollen wir eine Nacht verbringen und dann dem Lonetal bis Langenau (oder weiter) folgen. Nach einer Nacht in Langenau müssen wir dann nur noch 11 Kilometer bis zur Feierlichkeit in Neenstetten bewältigen und danach für die nächste Nacht noch bis zur Tante nach Altheim / Alb radeln. Dann werden wir sehen, was das Wetter bis dahin so macht. Wenn es mitspielt, können wir noch auf der Alb ein paar Touren unternehmen oder schon in Richtung See aufbrechen. Der Plan B für absolut schlechtes Wetter wäre sonst mit der Bahn wieder zurück in die Heimat zu gondeln.

Also haben wir am 1. Mai begonnen, Unterkünfte zu suchen (was wegen dem langen Wochenende nicht so einfach war) und möglichst sparsam, aber trotzdem genügend, Kleidung einzupacken. Für den Notfall, dass es wirklich nass und kalt werden wird, richteten wir noch schnell eine Tasche, die unsere Kinder mit dem Auto zum Fest mitnehmen sollen. Dann können wir dort die Satteltaschen umladen, Gebrauchtes raus und Sauberes, Warmes wieder rein.

Mit dem Fahrrad vom Bodensee auf die Schwäbischen Alb nach Geislingen an der Steige

Am Freitag, den 2. Mai sattelten wir unsere frisch geputzten und strahlenden Drahtesel und radelten bei herrlichem Sonnenschein los. Wir fuhren durch unsere heimischen Wälder, die nun im jungen Grün strahlen und fuhren ab Dingelsdorf immer am Seeufer entlang zur Fähre Staat – Meersburg. An der Blumeninsel Mainau machte ich einen kurzen Foto-Stopp. Am Eingang standen die Touries in einer langen Schlange und warteten auf Einlass.

Bei dem schönen, warmen Brückentag wird der Ansturm heute sicher riesig werden. Das Tulpenbeet ist leider schon etwas verblüht.

Der Pegel vom Bodensee ist im Moment auf Rekordtief und der Seegrund liegt im Uferbereich frei, aber die Fähre fährt trotz Niedrigwasser noch im Schnellkurs-Pendelverkehr. Der See liegt im Moment so schön friedlich und ruhig da, da möchte ich am Liebsten wieder mit dem Paddelboot rausfahren und die Natur vom Wasser aus beobachten. Vielleicht können wir dies ja Ende der Woche noch unternehmen.

Die Überfahrt konnten wir mit Sicht auf das Konstanzer Ufer und die Mainau in der Sonne sitzend genießen. Sogar die Schweizer Alpen mit Säntis und Altmann konnte man in der Ferne ausmachen.

Vom Fährhafen aus radelten wir unterhalb der Burg durch das Stadttor und langsam und rücksichtsvoll den vielen Fußgängern gegenüber weiter die Uferpromenade entlang.

Im Rebgut Haltnau hielt ich wegen eines Fotos an. Dieser Ort mit Gebäuden und Rebhängen gehört seit 1272 zur Spitalkellerei Konstanz und ist damit die älteste Stiftungskellerei Deutschlands. Der Wein aus diesen Trauben wird als Konstanzer Wein verkauft. Wie es dazu kam, dass diese Hänge zu Konstanz kamen, lest ihr am besten selbst nach. Es ist die Legende der Wendelgart (etwas weiter untern in dem Link), die in vielen Fasnachtsmasken der Region und Gedichten und Geschichten vorkommt.

Wie ich stand und Bilder machte, meinte Tom, dass wir es ja nicht eilig haben und es ein so schöner Platz ist, der zu einer kleinen Kaffeepause einlädt. Am Ufer sitzend mit Sicht auf Meersburg und die Fähre konnten wir unsere Heimat in vollen Zügen genießen.

Aber wir haben heute noch etwas Strecke bis nach Geislingen an der Steige zu machen und so schwangen wir uns wieder auf unsere Drahtesel und fuhren an der Uferlinie weiter. Schon im nächsten Ort, Hagnau, versperrte eine Baustelle den Weg und wir mussten absteigen und uns zu den Fußgängern gesellen, um schiebend ans Ende der Baustelle zu gelangen. Am Ortsausgang von Hagnau konnte ich noch eine Aufnahme vom spätgotischen Bau der katholischen St. Johann Baptist Kirche machen. Der Turm ist 48 Meter hoch und beherbergt die Originalglocken von ca. 1400 und 1780.

In Fischbach wollte ich nicht dem „Idiotenrennpfad“ an der Hauptstraße weiter folgen und bog zum See hin ab. Durch dieses Manöver kamen wir zur Mittagszeit am Wassersportverein Fischbach mit seinem Restaurant vorbei. Wir waren heute die ersten Gäste, die sich auf der Terrasse niederließen.

Nach dieser Stärkung ging es mit den Bikes weiter. Der Pegel ist so niedrig, dass die Untiefen nun durch die Wasseroberfläche treten und kleine Inseln entstehen.

An diesem Ufer hat im Jahr 1900 Graf Ferdinand von Zeppelin sein erstes lenkbares Luftschiff getestet. Dies war der Anlass, dass sich in Friedrichshafen Industriezweige wie die Motorenbau GmbH (heute MTU), die Zahnradfabrik (ZF) und die Metallwerk GmbH niederließen.

Als wir am Bahnhof in Friedrichshafen ankamen, hatten wir noch etwas Zeit bis der Zug kommen sollte. Also fuhren wir noch ans Ufer und bewunderten die hier ausgestellte Kunst. Die Seehasen sind ein Narrenverein und das Seehasenfest gibt es schon seit 1949 und sollte damals den Kindern etwas Freude zwischen den Trümmern der zerstörten Stadt bringen. Das Fest erfreut im Sommer heute noch Kinder und Erwachsene.

Um 13.00 Uhr bestiegen wir den Zug nach Ulm – Stuttgart, der hier startet. So konnten wir in Ruhe den Wagon für Fahrräder suchen und ohne Hektik einsteigen. Der Weg zum Bahnsteig ging mit Aufzügen problemlos und auch der Einstieg in den Wagon war fast ebenerdig, also perfekt. 1 1/2 Stunden später stiegen wir in Geislingen an der Steige aus und mussten uns zuerst einmal orientieren.

Die zweitgrößte Stadt im Landkreis Göppingen liegt am Rand der Mittleren Schwäbischen Alb hinter der Albtrauf im Tal der Fils. Die Stadt mit ihren Vororten liegt in einem Talkessel. Durch das Zusammentreffen mehrerer Täler nennt sich Geislingen auch Fünftälerstadt. Morgen werden wir zuerst einmal aus diesem Tal rausfahren müssen, um dann auf der anderen Seite zur Quelle der Lone (unserem Startpunkt der Tour) zu kommen.

Bis wir bei der Unterkunft eintreffen dürfen, hatten wir noch Zeit und so unternahmen wir eine kleine Stadtbesichtigung. In der Fußgängerzone ist das Radfahren erlaubt und wir rollten im Schritttempo durch die fast leeren Straßen.

Die Fahnen, die hier so schön farbenfroh über die Gassen wehen, wurden von Schülern und Künstlern gestaltet. Der Brunnen erfreut bei den sommerlichen Temperaturen die Kinder, die sich mit dem erfrischenden Nass gegenseitig bespritzten. Später erfuhr ich, dass dieser Brunnen Forellenbrunnen heißt.

An der Geislinger Stadtkirche kamen wir dann auch noch vorbei. Diese wurde 1428 vom Weihbischof von Konstanz geweiht. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie immer wieder renoviert und umgestaltet und wurde dann evangelisch. Das aus Eichenholz geschnitzte Chorgestühl stammt aus dem Jahr 1512.

Nach einem leckeren Erdbeereisbecher war es Zeit, zur Unterkunft zu radeln.

Diese liegt an einem steilen Hang und wir mussten von der Garage, wo unsere Fahrräder untergebracht sind, bis zur Haustüre 73 Steinstufen erklimmen.

Oben angekommen empfing uns der Hausherr und erklärte uns alles. Wir dachten, wir hätten eine Ferienwohnung gebucht. Aber so wie es nun aussieht ist es eher ein Hostel. Es gibt 6 Zimmer, die zurzeit nicht alle vermietet sind, eine große Küche mit Aufenthaltsraum und eigentlich zwei Bäder, aber in einem werkelt gerade noch unser Gastgeber herum. Das Zimmer mit drei Betten ist sauber und einladend gestaltet. Von hier oben kann man eines der Täler von Geislingen an der Steige entlangblicken. Der gegenüberliegenden Höhenrücken heißt Schildwacht und ist 665,7 M.ü.M. hoch.

Nach einer Dusche sattelten wir nochmals die Räder und zogen durch die Stadt, auf der Suche nach einem Abendessen. Wir kamen wieder an einigen historischen Gebäuden vorbei.

So auch an dem „Alten Bau“ von 1445. Das Bauwerk ist das größte Fachwerkhaus Deutschlands. Im Stadtpark fanden wir einen Biergarten, in dem wir eine Grillwurst mit Pommes aßen.

Die Räder ließen wir hier stehen und gingen zu Fuß ins nahegelegene Outlet Center, in dem aber alle Geschäfte schon geschlossen waren. Neben der Shoppingmall befindet sich die „Württembergische Mettallwaren Fabrik“, besser bekannt unter WMF. Die Firma wurde in Geislingen an der Steige 1853 gegründet und beschäftigt ca. 6.500 Mitarbeiter.

Auf unserer Rückfahrt fuhren wir wieder durch die Fußgängerzone am Altem Rathaus und Altem Zoll vorbei.

Den Forellenbrunnen kannten wir ja schon, aber diesmal waren weniger Kinder hier und ich konnte einige Detailaufnahmen machen. Der Brunnen wurde von Gernot Rumpf gestaltet. Er soll die alten Gebäude und die moderne Stadt verbinden. Der Elefant deutet auf das Wappentier vom Grafen von Helfenstein– den Gründer der Stadt – hin und auf das Forellengedicht von Christian Friedrich Daniel Schubart.

Hier noch eine Aussicht auf einen der umliegenden Berghänge. Hier steht das Wahrzeichen der Stadt, der Ödenturm und die Burgruine Helfenstein.

Für heute reichen uns die 35 Kilometer im Sattel.

Jetzt ist es Zeit ins Bett zu fallen, morgen wollen wir ja eine längere Tour durchs Lonetal und die angrenzenden Albtäler machen. Hoffentlich stimmt die Wettervorhersage nicht. Denn im Laufe des heutigen Tages sind die Prognosen immer schlechter geworden. Für morgen früh ist Regen angesagt, der auch im Tagesverlauf nur ab und zu unterbrochen werden soll.

Mehr Bilder zur Fahrt Bodensee – Geislingen an der Steige

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